Menschen sind unterschiedlich in der Art und Weise, wie sie mit Neuem umgehen – ob sie Herausforderungen eher als Chance oder Gefahr ansehen. Jeder Mensch benötigt aber ein Mindestmaß an Ordnung und Struktur, um sein Leben selbstwirksam gestalten zu können. In der aktuellen Corona-Krise fallen viele sonst Halt gebende Abläufe, menschliche Kontakte und Rahmenbedingungen, die Sicherheit gegeben haben, weg.

Hinzu kommt, dass Verlauf und Ausgang der Krise offen sind, was ebenfalls zu Verunsicherung beitragen kann. Um mit einer solch offenen Situation gut umgehen zu können, braucht es nun in besonderer Weise Zuwendung. Zuversicht, aber auch neue Routinen und Rituale, die ein Mindestmaß an Beruhigung und Übersichtlichkeit in den gerade eher unübersichtlichen Alltag bringen.

Für Familien, die aktuell viel mehr Zeit auf engstem Raum miteinander verbringen als sie das gewohnt sind, wird nun auch die Nähe zu einer weiteren Herausforderung. Anforderungen von außen und der Wegfall von Kinderbetreuung kommen noch dazu. Was Familien dabei auch neu entwickeln und leisten wird ihnen oft nicht bewusst, denn eine vergleichbare Situation gab es ja nie in der Menschheitsgeschichte und so gerät oft das in den Vordergrund, was nicht gelingt. Den Blick auf die Ressourcen zu legen, Altes und Neues im Miteinander aufzugreifen und mehr von dem zu machen was bereits gelungen ist und gelingt, könnte nun auch eine große Chance darstellen.

Maßnahmen gegen Ängste und große Sorgen

In außergewöhnlichen Zeiten kann es zu neuen Belastungen und ungewohnten Emotionen kommen. Es braucht Zeit, sich an diese neuen Umstände und Herausforderungen zu gewöhnen.

Beschränken Sie Ihren Medienkonsum! Gestalten Sie den Medienkonsum im Bezug auf COVID-19 bewusst und limitieren Sie diesen. Immer wieder mit bestimmten Bildern und Schilderungen konfrontiert zu werden, auch von seriösen Medien vermittelt, ist nicht hilfreich, sondern belastend.

Halten Sie sich von Panikmachern fern! Setzen Sie Grenzen und verzichten Sie darauf, die massenweise kursierenden SMS, E-Mails, Videos, WhatsApp-Nachrichten und Meldungen auf sozialen Medien zu COVID-19 zu lesen.

Fokussieren Sie auf Positives! Der Fokus auf positive Inhalte beruhigt und stabilisiert. Sprechen Sie mit Bezugspersonen und achten Sie auf positive Gesprächsinhalte.

Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr! Wir alle haben unterschiedlichste Gefühle in dieser ungewohnten Situation, z.B. Verwirrung, Angst oder Stress. Diese Gefühle sind absolut verständlich, aber bei einem Zuviel wird man von ihnen überschwemmt. Nehmen Sie sich Zeit, um wahrzunehmen und auszudrücken, was Sie fühlen. Manche Menschen schreiben ihre Gefühle gerne nieder oder werden kreativ (z. B. malen, musizieren oder meditieren).

Sprechen Sie über ihre Gefühle! Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, mit jemandem über Ihre Gefühle zu sprechen, dann wenden Sie sich an eine hilfreiche Bezugsperson. Sollte diese im näheren Umfeld nicht vorhanden sein, holen Sie sich professionelle Hilfe, z. B. bei der Telefonseelsorge oder schreiben Sie mir.

Begrenzen Sie das Grübeln! Grübeln ist eine der vielen Strategien im Umgang mit Stresssituationen. Ein Zuviel ist jedoch kontraproduktiv, da es zusätzlichen Stress verursacht. Überlegen Sie sich daher schon im Vorhinein Tätigkeiten, die Sie ausführen können, sollten Sie ins Grübeln verfallen. Machen Sie etwas ganz anderes, das Ihnen guttut. Manche Menschen backen, lesen oder schreiben beispielsweise gerne.

Führen Sie einfache Entspannungsübungen durch! Angst und Entspannung kann nicht gleichzeitig passieren. Daher machen Sie Entspannungsübungen, diese reduzieren Ängste. Auch im Internet finden Sie Anleitungen für Entspannungsübungen.

Denken Sie daran, die Situation wird vorübergehen! Es ist wichtig zu verstehen, dass der VOVID-19-Ausbruch unweigerlich vorübergehen wird. Nutzen Sie einfache Möglichkeiten, um Ihr Erkrankungsrisiko zu vermindern, z. B. durch regelmäßiges Händewaschen und Vermeiden von engem zwischenmenschlichem Kontakt. Planen Sie Aktivitäten, die Sie nach dem Überstehen der Situation ausführen möchten.

Überforderung durch die Schule  

Immer häufiger berichten Eltern, dass sie sich durch die Anforderungen der Schulen überfordert fühlen. Das Engagement vieler Lehrer*innen in der jetzigen Krisenzeit das schulische Lernen aufrechtzuerhalten ist natürlich sehr zu begrüßen. Allerdings gibt es in den meisten Schulen und auch in vielen Privathaushalten keine Infrastruktur für virtuelle Lehre. Zudem schießen nicht wenige Umsetzungen, etwa per Mail Aufgaben zu verteilen, über das Ziel hinaus: 

Eltern werden zum Teil zu Ersatzlehrer*innen gemacht, die neben den sonst ebenfalls steigenden Anforderungen und Unsicherheiten auch noch den ausfallenden Lernstoff vermitteln sollen, selbst wenn sie fachlich und pädagogisch dafür nicht qualifiziert sind. Eltern beschreiben, dass sie aus der Schule in wenigen Tagen 60-70 Mails oder mehr für ihre Kinder erhalten, die diese gar nicht alleine bearbeiten können. Zum Teil gibt es sogar Aussagen von Lehrer*innen, der Stoff würde anschließend abgefragt. Hier wird in einer Krisensituation Druck erzeigt, der nicht nur für das Lernen kontraproduktiv ist, sondern auch die ohnehin auftretenden Probleme in den Familien noch verschärft.

Schließlich ist es unrealistisch, dass in einer akuten Krisenzeit Bildung so umgesetzt erden kann, als gäbe es die Krise nicht.

Zumal Eltern oft selbst ihre Berufstätigkeit sowie alle bleibenden Anforderungen des Alltags neu strukturieren müssen und dabei die Entlastung der Kinderbetreuung durch Dritte wegfällt.

Daher sollten die Eltern darin unterstützt werden auch „Nein“ zu sagen, in Austausch über eine realisierbare schulische Anforderung mit den Lehrern*innen zu gehen und sich bei Bedarf an die Schulleitung oder Schulbehörden zu wenden. Sich und die Kinder vor unrealistischen Anforderungen zu schützen, kann in diesen Zeiten sehr wichtig und entlastend sein. Ein gutes Maß an Gelassenheit zu entwickeln und miteinander im konstruktiven Kontakt zu bleiben, ist jetzt für alle hilfreich.

Maßnahmen im Umgang mit

Kindern und Jugendlichen

Isolation ist eine Belastung. Das oberste Ziel in der Isolation ist daher, diese Zeit möglichst stressfrei zu bewältigen. Die Isolation ist nicht dazu da, die Familie besser zu machen. Die Erziehung der Kinder oder die Konfliktbewältigung mit dem Partner sollen in dieser Zeit nicht im Fokus stehen.

  • Halten Sie die gewohnte Tagesstruktur ein.
  • Planen Sie klare Lern- und Freizeiten.
  • Definieren Sie klar abgegrenzte Stunden, in denen sich jede/r alleine beschäftigt.
  • Machen Sie gemeinsame Aktivitäten.
  • Ermöglichen Sie Rückzugsmöglichkeiten, um Konflikte zu verhindern bzw. zu reduzieren.
  • Ermöglichen Sie ihrem Kind körperliche Betätigung im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten.
  • Erarbeiten Sie gemeinsam Regeln, wie die gewonnene Zeit bestmöglich genutzt werden kann.
  • Limitieren Sie mit dem Kind gemeinsame die Zeiten für Fernsehen, Mobiltelefon oder Computer.
  • Erklären Sie Ihrem Kind in altersgerechten Worten die aktuelle Situation.
  • Akzeptieren Sie, wenn Ihr Kind anhänglicher ist als sonst und kommen Sie diesem Bedürfnis Ihres Kindes nach. Es braucht gerade jetzt Sicherheit und Geborgenheit.
  • Verzichten Sie darauf, gerade jetzt große Erziehungsmaßnahmen zu setzen und sehen Sie möglichst von Strafen ab. Versuchen Sie ihr Kind durch Lob positiv zu verstärken und zu gewünschtem Verhalten zu motivieren.